Lektion 1 – Klassifikationssysteme
Med. Dokumentation: Erfassung, Beschreibung (Indexierung), Speicherung + Wiederfinden (Retrieval)
1.1 Geschichte, Entwicklung und Akteure
Klassifikation:
Monohierarchischen: Klasse hat nur 1ne Oberklasse –Begriff wird nur einem Oberbegriff zugeordnet
Polyhierarchisch: Klasse hat mehr als 1ne Oberklasse –Begriff wird mehreren Oberbegriffen zugeordnet
Systematische Krankheitseinteilung
18. Jhd.: William Cullen „Synopsis Nosologiae Methodicae“
1855 (verbessert 1864): Todesursachenverzeichnis, vorgelegt von William Farr
auf Forderung des 2. Internationalen Statistischen Kongresses
1893: Klassifikation von Todesursachen von Jacques Bertillon
international als ILCD (International List of Causes of Death) anerkannt
1946: Verzeichnis das Krankheiten u. Todesursachen gleichermaßen berücksichtigt
Erstellt auf Internationalen Gesundheitskonferenz
1948: ICD von WHO, zurzeit ICD-10 gültig
2022: ICD-11
Weitere wichtige medizinische Ordnungs- bzw. Klassifikationssysteme:
• TNM - T = Tumor, N = Nodes/Nodules (Lymphknoten), M = Metastasis (Metastasen)
System zur einheitlichen Klassifizierung der anatomischen Ausdehnung maligner Tumorerkrankungen
• OPS - Operationen- und Prozedurenschlüssel
• ICF - International Classification of Functioning (Funktionsfähigkeit), Disability (Behinderung) and Health
• DSM - Diagnostic and Statistic Manual (Leitfaden) of mental Disorders (psychischen Störungen)
1.2 Die International Classification of Diseases (ICD)
Es existieren 22 Krankheitskapitel
Beispiele für Klassifizierung nach ICD-10-GM:
Kapitel Bezeichnung DAS-Code Beispiel + (Notation)
VI Krankheiten des Nervensystems (G) G00–G99 zerebrale Lähmung (G80-G83)
IX Krankheiten des Kreislaufsystems (I) I00–I99 Hypertonie (I10-I15)
*Notation: Schlüssel, Code aus Buchstaben und/oder Zahlen
I = Krankheiten des Kreislaufsystems, Zahlen z. B. 10-15 = verschiedene Subsysteme der Hypertonie
ICD-10: weltweit einheitl. Kodierung von Krankheiten u. Todesursachen
ICD-10-GM (German Modification):
Todesursachenstatistik sowie Fallpauschalenabrechnung im stationären DRG-System
Abrechnung im ambulanten Bereich über Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM)
1.3 Das OPS-Klassifikationssystem
- offizielle Prozedurenklassifikation für Leistungsnachweise + deren Abrechnung
- monohierarchisches Klassifikationssystem aus 6 Prozedurenkapiteln
- neben ICD-10-GM, wichtigster Faktor in der Fallpauschalenabrechnung der KKH u. Ambulanzen
1.4 Die ICF
= einheitl. Beschreibung von Gesundheitszuständen mit Berücksichtigung d. biopsychosozialen Kontextes
Anwendungen:
Forschung für Umwelt- oder Lebensqualitätsstudien
Bevölkerungsstudien
als sozialpolitische Instrumente
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, 4-achsiges Klassifikationssystem „Komponente der Gesundheit“:
1. Körperfunktionen (Code b = bodyfunction)
2. Körperstrukturen (Code s = bodystructures) -> dient der Einordnung & Beurteilung
3. Aktivitäten und Partizipation (Code d = daily activity) von Funktionsfähigkeit, Behinderung
4. Umweltfaktoren (Code e = environmental factors). u. Gesundheit
verwendete Code = alphanumerisch
1 Stelle = Buchstabe der jeweiligen Komponente b, s, d oder e
diese 4 Komponenten sind in Kapitel unterteilt:
b1 (mentale Funktionen)
b2 (Sinnesfunktionen und Schmerz)
d3 (Kommunikation) usw.
-> diese sind in Kategorien eingeteilt z. B. b330 – Funktion des Redeflusses/Sprechrhythmus
-> diese wiederum unterteilt in Subkategorien z. B. b3302 – Sprechtempo
Zur Beurteilung des Gesundheitszustandes: Hinzufügen von Beurteilungsklasse 0-9 + negativ/positiv
1.5 Das DSM
= offizielles Handbuch der USA zur Kategorisierung u. Beschreibung von psychischen Störungen
bei DSM-5 Kritik:
Klassifizierung bei ADHS Kindern u. Depressionen bei Erwachsenen nach Trauerfall
-> Befürchtung: verstärkte Medikamentenbehandlung
= „Inflation“ nicht bestätigt
nicht Aufnahme von Diagnosen wie Burn-out oder Internetspielsucht
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