11.11.2023 EDE2 Clara Haueis-Robinson
Romankritik
Jugend ohne Gott im Jahre 1937 von Öden von Horváth publiziert, ist nicht nur ein visionärer Roman,
sondert dient auch als Mahnung herausgehend aus geschichtlichen Handlungen und vor heutigen
Entwicklungen.
Noch vor der Kriegszeit der NS-Zeit und dem damit einhergehenden Genozid, 80 Millionen Toten, einer
traumatisierten Gesellschaft, beschreibt Horváth präzise die Zwiegespaltenheit eines Lehrers inmitten Zeit
geprägt von Unterdrückung, Angst und >>Verrohung<<, wie der Protagonist den Schülern vorwirft.
Das Leben einer Person geprägt von dem Wunsch nach einem stabilem, sicherem Leben gerät in aus den
Fugen, als der Lehrer einen Aufsatz seiner Schüler korrigiert — mit den vorgeschriebenem Themen und
Sätzen, die aus dem Radio zitiert werden. Er stolpert über den Begriff >>Neger<<, streicht es jedoch nicht
an, >>denn was einer im Radio redet, darf kein Lehrer im Schulheft streichen<<. Dies sollte der
Anfangspunkt einer (bedeutenden) Entwicklung des Lehrer sein; Fragen was ein Einzelner gegen eine Masse
ausrichten kann, welche Werte für eine (moralisch) funktionierende Gesellschaft notwendig sind, werden
aufgeworfen.
Anhand eines Zeltlagers wird das Ausmaß der NS-Ideologie an der Jugend dargestellt. Zwischenfälle, in
denen sich der Lehrer als nicht konfrontativ und feige zeigt, führen zu einem Mord, ausgeführt von einem
der 14-jährigen Jungen, die im Zeltlager das Schießen sowie Techniken der Kriegsführung in der Rolle der
Soldaten erlernen sollen. Dort wird seine Feigheit erkennbar, denn ein fehlendes Stück der Wahrheit, die
fehlende Zugabe der unmoralischen Handlung es Lehrers (laut seiner eigenen Standards) ein Tagebuch eines
Schülers gelesen zu haben, gipfelt in einem Mord, eines Schülers an seinem Mitschüler, der vermeintlich das
Tagebuch gelesen haben soll.
Hierbei wird die sog. >>Verrohung<< und Erziehung geprägt von Gewaltbereitschaft und Konkurrenz
deutlich. Die Schüler greifen zu drastischen Mitteln, ihr Verstand arbeitet nicht, vielmehr folgen sie dem
>>[lispelnden, heulenden, bellenden, girrenden, drohenden]<< Radio und singen >>hohlen Phrasen<<.
Bewertungen wie diese werden regelmäßig von Lehrer privat zum Ausdruck gebracht.
Dabei nimmt der Roman die Struktur einer Kriminalgeschichte an, nicht jedoch tritt dabei die
gesellschaftliche Botschaft in den Hintergrund. Der Roman ndet sich zwischen der Epik und dem Drama
wieder, die Spannungskurve und der Schreibtstil gleichen dem der Dramatik hin, jedoch endet der Roman
auf vielen Ebenen in einer Katastrophe.
In nur 138 Seiten stellt Horváth eine gesamte Gesellschaft, deren stereotypischen Personen, wie den
gläubigen Pfarrer, den Dissidenten des Klubs dar. Charaktere, die keine Entwicklung vorweisen und somit
Stereotypen der Gesellschaft sind, werden mit ihrem Nachnamen abgekürzt, beispielsweise die Schüler, mit
Pseudonymen, wie Julius Caesar oder Berufsbezeichnungen aufgeführt.
Dies macht den Roman neben weiteren etlichen, offensichtlich Stilmitteln, wie der Alliteration oder der
Gegensatz zwischen dem Klassenzimmer und der privaten Wohnung des Lehrers, sehr lesbar und für die
breite Öffentlich zugänglich, ein durchaus positiver Aspekt neben den obig genannten.
Auch die kurzen, direkten Sätze Horváths bewirken eine Schärfe, die die übergeordnete Metapher das
>>Zeitalter der Fische<< betonen. Welche zwar eine sehr typische Metapher für Jugendromane ist, nicht
jedoch unpassender. Der Lehrer sieht auf den Anstoß eines Dissidenten die Schüler immer mehr als Fische
an, welche im Strom schwimmen und dessen leere, kalte Blicke ihn durchdringen. Dieses sprachliche Bild ist
jedoch auch auf den Lehrer anzuwenden, welcher nach dem Gerichtsprozess zwecks des Mordes, nach
Afrika >>zu den Negern<< geht. Anfänglich weist er starkes Mitläufertum auf, er schwimmt im Strom,
beobachtet untätig die Schüler im Zeltlager und wandelt sich mit zunehmender Unterstützung des Klubs von
vieren seiner Schüler zu einer kritischen Person. Er fühlt sich entfremdet von der Jugend, die Dinge tun, nur
um es gemacht zu haben, ohne Zweck oder klarem Ziel. Statt seine Schüler zu konfrontieren, geht er oftmals
Konfrontationen aus dem Weg, hinterfragt nur im Privaten die (nicht vorhandene) Moral der Schüler.
Schlussendlich ent ieht der Lehrer dieser Welt - er geht seinem Problem aus dem Weg. Er rennt vor dem
Mangel an Identi kation mit dem NS-System und einhergehenden Werten weg, er zieht nach Afrika, zu den
>>Negern<<. Damit wird die Fisch-Metapher vollendet, denn der unreine Fisch wird ins Wasser geworfen,
nach Afrika geschoben. Somit sind nicht nur die Schüler Fische, sondern auch der Lehrer, auch er ist ein
Mitläufer, er steht fortwährend gespalten zwischen den Wunsch nach einem sicherem Leben und einer
fi fl fi
Romankritik
Jugend ohne Gott im Jahre 1937 von Öden von Horváth publiziert, ist nicht nur ein visionärer Roman,
sondert dient auch als Mahnung herausgehend aus geschichtlichen Handlungen und vor heutigen
Entwicklungen.
Noch vor der Kriegszeit der NS-Zeit und dem damit einhergehenden Genozid, 80 Millionen Toten, einer
traumatisierten Gesellschaft, beschreibt Horváth präzise die Zwiegespaltenheit eines Lehrers inmitten Zeit
geprägt von Unterdrückung, Angst und >>Verrohung<<, wie der Protagonist den Schülern vorwirft.
Das Leben einer Person geprägt von dem Wunsch nach einem stabilem, sicherem Leben gerät in aus den
Fugen, als der Lehrer einen Aufsatz seiner Schüler korrigiert — mit den vorgeschriebenem Themen und
Sätzen, die aus dem Radio zitiert werden. Er stolpert über den Begriff >>Neger<<, streicht es jedoch nicht
an, >>denn was einer im Radio redet, darf kein Lehrer im Schulheft streichen<<. Dies sollte der
Anfangspunkt einer (bedeutenden) Entwicklung des Lehrer sein; Fragen was ein Einzelner gegen eine Masse
ausrichten kann, welche Werte für eine (moralisch) funktionierende Gesellschaft notwendig sind, werden
aufgeworfen.
Anhand eines Zeltlagers wird das Ausmaß der NS-Ideologie an der Jugend dargestellt. Zwischenfälle, in
denen sich der Lehrer als nicht konfrontativ und feige zeigt, führen zu einem Mord, ausgeführt von einem
der 14-jährigen Jungen, die im Zeltlager das Schießen sowie Techniken der Kriegsführung in der Rolle der
Soldaten erlernen sollen. Dort wird seine Feigheit erkennbar, denn ein fehlendes Stück der Wahrheit, die
fehlende Zugabe der unmoralischen Handlung es Lehrers (laut seiner eigenen Standards) ein Tagebuch eines
Schülers gelesen zu haben, gipfelt in einem Mord, eines Schülers an seinem Mitschüler, der vermeintlich das
Tagebuch gelesen haben soll.
Hierbei wird die sog. >>Verrohung<< und Erziehung geprägt von Gewaltbereitschaft und Konkurrenz
deutlich. Die Schüler greifen zu drastischen Mitteln, ihr Verstand arbeitet nicht, vielmehr folgen sie dem
>>[lispelnden, heulenden, bellenden, girrenden, drohenden]<< Radio und singen >>hohlen Phrasen<<.
Bewertungen wie diese werden regelmäßig von Lehrer privat zum Ausdruck gebracht.
Dabei nimmt der Roman die Struktur einer Kriminalgeschichte an, nicht jedoch tritt dabei die
gesellschaftliche Botschaft in den Hintergrund. Der Roman ndet sich zwischen der Epik und dem Drama
wieder, die Spannungskurve und der Schreibtstil gleichen dem der Dramatik hin, jedoch endet der Roman
auf vielen Ebenen in einer Katastrophe.
In nur 138 Seiten stellt Horváth eine gesamte Gesellschaft, deren stereotypischen Personen, wie den
gläubigen Pfarrer, den Dissidenten des Klubs dar. Charaktere, die keine Entwicklung vorweisen und somit
Stereotypen der Gesellschaft sind, werden mit ihrem Nachnamen abgekürzt, beispielsweise die Schüler, mit
Pseudonymen, wie Julius Caesar oder Berufsbezeichnungen aufgeführt.
Dies macht den Roman neben weiteren etlichen, offensichtlich Stilmitteln, wie der Alliteration oder der
Gegensatz zwischen dem Klassenzimmer und der privaten Wohnung des Lehrers, sehr lesbar und für die
breite Öffentlich zugänglich, ein durchaus positiver Aspekt neben den obig genannten.
Auch die kurzen, direkten Sätze Horváths bewirken eine Schärfe, die die übergeordnete Metapher das
>>Zeitalter der Fische<< betonen. Welche zwar eine sehr typische Metapher für Jugendromane ist, nicht
jedoch unpassender. Der Lehrer sieht auf den Anstoß eines Dissidenten die Schüler immer mehr als Fische
an, welche im Strom schwimmen und dessen leere, kalte Blicke ihn durchdringen. Dieses sprachliche Bild ist
jedoch auch auf den Lehrer anzuwenden, welcher nach dem Gerichtsprozess zwecks des Mordes, nach
Afrika >>zu den Negern<< geht. Anfänglich weist er starkes Mitläufertum auf, er schwimmt im Strom,
beobachtet untätig die Schüler im Zeltlager und wandelt sich mit zunehmender Unterstützung des Klubs von
vieren seiner Schüler zu einer kritischen Person. Er fühlt sich entfremdet von der Jugend, die Dinge tun, nur
um es gemacht zu haben, ohne Zweck oder klarem Ziel. Statt seine Schüler zu konfrontieren, geht er oftmals
Konfrontationen aus dem Weg, hinterfragt nur im Privaten die (nicht vorhandene) Moral der Schüler.
Schlussendlich ent ieht der Lehrer dieser Welt - er geht seinem Problem aus dem Weg. Er rennt vor dem
Mangel an Identi kation mit dem NS-System und einhergehenden Werten weg, er zieht nach Afrika, zu den
>>Negern<<. Damit wird die Fisch-Metapher vollendet, denn der unreine Fisch wird ins Wasser geworfen,
nach Afrika geschoben. Somit sind nicht nur die Schüler Fische, sondern auch der Lehrer, auch er ist ein
Mitläufer, er steht fortwährend gespalten zwischen den Wunsch nach einem sicherem Leben und einer
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