Zusammenfassung von 'Einführung. Sozialpsychologie. Psychologische und Soziologische Perspektiven' von Garrido und Álvaro

SOZIALPSYCHOLOGIE: PSYCHOLOGISCHE UND SOZIOLOGISCHE PERSPEKTIVEN
EINLEITUNG
Alicia Garrido - José Luís Álvaro (2003)


Zusammenfassung:
Das Ziel unseres Buches ist es, die wichtigsten Theorien der Sozialpsychologie zu analysieren und dabei eine historische Perspektive
einzunehmen, die ihre Entwicklung von ihren Anfängen bis zur Gegenwart untersucht. Wir beschränken uns nicht darauf, die
Theorien chronologisch darzustellen, sondern stellen sie in den Kontext der erkenntnistheoretischen und methodologischen
Konzeptionen der jeweiligen historischen Periode. Auf diese Weise können wir zeigen, wie die Sozialpsychologie durch
Veränderungen in der Wissenschaftsphilosophie und -soziologie beeinflusst wurde.

Zum Beispiel haben Positivismus und Pragmatismus eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung bestimmter Strömungen der
Sozialpsychologie gespielt. Darüber hinaus betonen wir, dass die Analyse der theoretischen Entwicklung dadurch bereichert wird,
dass sie mit den zugrundeliegenden erkenntnistheoretischen und methodologischen Konzeptionen in Beziehung gesetzt wird.

Daher strukturieren wir jedes Kapitel beginnend mit der Beschreibung der vorherrschenden wissenschaftlichen Konzeption der
Epoche, gefolgt von der Analyse der theoretischen Entwicklung der Sozialpsychologie und endend mit ihrer methodischen
Entwicklung.

Unsere Analyse beginnt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als die Reflexion über die Beziehungen zwischen Individuum
und Gesellschaft einen wissenschaftlichen Ansatz erhält, der vor allem vom Positivismus beeinflusst ist. Im ersten Kapitel
untersuchen wir die ersten Ansätze der Sozialpsychologie, die zu einer Zeit entstanden, als Psychologie und Soziologie als von der
Philosophie unabhängige Disziplinen aufkamen.



In diesem ersten Kapitel haben wir uns für eine etwas andere Struktur entschieden, bei der keine klare Trennung zwischen den
theoretischen Erkenntnissen der Soziologie und der Psychologie hergestellt wird, sondern wir verwenden als
Differenzierungskriterium den geographischen Kontext, in dem die Sozialwissenschaften entstanden sind. Wir glauben, dass diese
Präsentation besser geeignet ist, um diesen ersten Moment zu thematisieren, in dem die Grenzen zwischen den
Sozialwissenschaften noch nicht so definiert waren und die theoretische Reflexion mehr vom sozialen und kulturellen Kontext
beeinflusst war.

Das zweite Kapitel beschreibt den Konstitutionsprozess der Sozialpsychologie als eigenständige Disziplin. In den ersten Jahrzehnten
des 20. Jahrhunderts kam es zu einer rasanten Expansion der Sozialwissenschaften, die sowohl die Entwicklung der
Sozialpsychologie im Kontext der Psychologie als auch der Soziologie beeinflusste. Das gleichzeitige Erscheinen der
sozialpsychologischen Handbücher von William McDougall und Edward Ross markierte einen Meilenstein, obwohl sie jeweils eine
Vielzahl von Ansätzen repräsentierten. In diese Zeit fiel auch die Entwicklung der Gestaltpsychologie und des Behaviorismus,
wichtige Einflüsse für die spätere Sozialpsychologie.

In den 1930er und 1940er Jahren verschärfte sich die Trennung zwischen den beiden unterschiedlichen Sozialpsychologien, wobei
der Neobehaviorismus in der Psychologie und der strukturelle Funktionalismus in der Soziologie vorherrschten. Die
Sozialpsychologie blieb jedoch relativ losgelöst von diesen Mainstreams und identifizierte sich mehr mit den Lehren der
Gestaltschule und des symbolischen Interaktionismus.

Das nächste Kapitel befasst sich mit der Entwicklung der Sozialpsychologie bis zum Beginn der 1970er Jahre und beleuchtet
grundlegende Veränderungen in der Wissenschaftsphilosophie, wie z.B. die Ablösung des Neopositivismus durch Karl Poppers
Falsifikationismus. In diese Zeit fiel der Niedergang großer theoretischer Narrative in den Sozialwissenschaften und der Aufstieg
von Theorien wie der kognitiven Dissonanz und des symbolischen Interaktionismus sowie verwandter Ansätze wie der
dramaturgischen Perspektive und der Ethnomethodologie.

Das letzte Kapitel befasst sich mit den neuesten Theorien der Sozialpsychologie und spiegelt die Pluralität der Ansätze innerhalb
der Disziplin wider, die von Veränderungen in der Wissenschaftsphilosophie und -soziologie beeinflusst sind. Strömungen wie der
soziale Konstruktionismus, die soziale Kognition sowie europäische und lateinamerikanische Ansätze stechen hervor. In der
Soziologie gibt es eine Neuentwicklung des symbolischen Interaktionismus und Ansätze wie Strukturierungstheorie und
strukturalistischer Konstruktivismus. Diese Theorien teilen eine Konzeption der Gesellschaftstheorie, in der Individuum und
Gesellschaft keine gegensätzlichen Analysekategorien sind.




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