Voraussetzungen des Schriftspracherwerbs Methoden des Schriftspracherwerbs
Teilbereiche der phon. Informationsverarbeitung (Wagner & Torgensen): Didaktisch-methodische Schwerpunkte
- Phonologische Bewusstheit: Kenntnis d. Lautstruktur d. Sprache, Identifi- - Deutsch = lautorientierte Alphabetschrift → P-G-Korrespondenz
kation einzelner Laute im Wort, Einsicht in das alph. System der Sprache - Sprachliches Lernen = aktiver Konstruktionsprozess
- Phonetisches Rekodieren im Arbeitsgedächtnis: umsetzen einzelner - Sprachliche Voraussetzungen als wichtigster Ansatzpunkt im AU
Schriftzeichen in Laute, die dann bis zur Synthese visuell und akustisch - Neue Sicht des Fehlers
im KZG präsent bleiben müssen
- Phonologisches Rekodieren aus dem Wortlexikon: Über die phonologi- Methodenstreit: Synthetische vs. analytische Verfahren
sche Struktur eines Wortes wird seine Bedeutung im Lexikon des Lang- - Synthetisch: Lautgewinnung – Lautverschmelzung – zusammenfassendes
zeitgedächtnisses abgerufen Lesen → Synthese von Lauten und Buchstaben zu Silben und Wörtern
(Buchstabiermethode, Lautiermethode)
Phonologische Bewusstheit - Analytisch: Ausgangspunkt = gesprochenes/geschriebenes Wort, Einprä-
- Im weiteren Sinn: orientiert sich an der Oberfläche und den Merkmalen gen des Wortbildes, Worte werden verglichen → Buchstaben gelernt
konkreter Lautbildungen; Sprachleistungen, die in konkreten Spielhand- - Analytisch-synthetisch: Laute erkennen (analysieren), analysierte Laute
lungen enthalten sind (Reime erkennen, Wörter in Silben gliedern, ...) Buchstaben zuordnen (P-G-K), Wort schriftlich mittels Buchstaben zusam-
- Im engeren Sinn: formale (Laut-)Aspekte der Sprache; Sprachleistungen, mensetzen (synthetisieren)
die explizites Operieren mit lautlichen Strukturen verlangen unabhängig
von sprechrhythmischen o. semantischen Bezügen (Wörter in Laute zerle- Vor- und Nachteile von Fibeln:
gen, An- und Endlaute erkennen, Lautumstellung, ...) - Vorteile: Unterstützung für Lehrer, ansprechende Gestaltung, Leitfigur →
Motivation, Differenzierungsmöglichkeiten, bietet Erzählanlässe
- Nachteile: Anfangstexte weit unter dem Sprachniveau der Kinder, feste
Offene Lernangebote im Schriftspracherwerb Reihenfolge der Buchstabeneinführungen, konstruierte Sprache, unter-
schiedliche Lernvoraussetzungen werden nicht berücksichtigt, fehlender
Spracherfahrungsansatz (Brüggelmann): Lebensweltbezug, Schreiben wird zu wenig berücksichtigt
- Aspekte: Selbstständiges Lernen, Orientierung an Entwicklungsstufen,
entdeckendes Lernen, persönliche Bedeutsamkeit, anregungsreich Fördermaßnahmen und Umgang mit Fehlern:
- Leitideen: Lesen und Schreiben als Sich-Mitteilen, begreifen der wechsel- - Mögliche Hürden: Lautanalyse/-synthese, Informationsentnahme, Erken-
seitigen Übersetzbarkeit von Schrift und Sprache nen und nutzen größerer Sinneinheiten
- Reale Schreibanlässe (Merkzettel, Einkaufslisten, Steckbriefe, ...)
Lesen durch Schreiben (Reichen): - Übungen zur akustischen Analyse (Reime, Sprechverse, Anlaut/Endlaut)
Mit dem Schreiben beginnen (Lesen als automatisches Begleitprodukt des Schrei- - Übungen zur optischen Analyse (Buchstaben stempeln, einkreisen)
benlernens), Buchstabentabelle als zentrales Hilfsmittel, Zurückhaltung bei der - Übungen zur Synthese (Auf- und Abbauen von Wörtern, Lesefächer)
Korrektur der Schreibversuche, natürliche Schreibanlässe schaffen - Schreibideenkiste, Lese-/Schreibecke, anregende Lernumgebung
, Lernbereich 1 – Sprechen & Zuhören D
Grundlegendes zum Lernbereich: Mündlichkeit vs. Schriftlichkeit Mit der Mündlichkeit verbundene Kompetenzen
Zielformulierung der KMK 2005: Steigerung der mündlichen Ausdrucksfähigkeit Definition mündliches Sprachhandeln (Abraham 2008):
Kinder entwickeln demokratische Gesprächskultur, mündliche Sprachhandlungskompe- = Fähigkeit, Situationen aktiv & gezielt durch Äußerungen zu verändern
tenz, gestalten Sprechen bewusst, formulieren für Zuhörer & Situation angemessen, hören
genau zu Kompetenzen der Mündlichkeit (Abraham 2008):
- Erzählkompetenz: nachvollziehbar, spannend, hörerbezogen erzählen
Definition Kommunikation (Kron 1993): - Redekompetenz: Sache oder Problem referierend darstellen
= Fähigkeit, Gefühle/Gedanken anderen mitzuteilen, kann innerhalb von Gruppen stattfin- - Gesprächskompetenz: Beteiligung an einem dialogischen Austausch
den (→ enge, vertrauliche Verbindungen miteinander) - Präsentationskompetenz: wirkungsvoll zitieren, vorlesen, vortragen
- Argumentationskompetenz: Problematisierung einer strittigen Sache
Schriftlichkeit vs. Mündlichkeit (Becker-Mrotzek 2009):
- Spielkompetenz: Rolle übernehmen und überzeugend gestalten
- Schriftlichkeit: zerdehnt, keine nonverbalen Mittel, monologisch, Situationsent-
bindung, raum-zeitliche Distanz, Planen – Formulieren - Überarbeiten
- Mündlichkeit: mind. 2 Personen, akustisch & visuell, P – F – Ü gleichzeitig, emo- Das Vier-Seiten-Modell einer Nachricht (Schulz von Thun 1981)
tionale Beteiligung, raum-zeitliche Nähe, spontan, situativ, dialogisch - Sachebene: Worüber wird gesprochen?
- Selbstkundgabe: Was offenbart der Andere über sich selbst?
Mediale & konzeptionelle Mündlichkeit (Koch & Oesterreicher 1985): - Appellseite: Was will der andere von mir?
- Mediale Dimension: Realisierungsform der sprachlichen Äußerung - Beziehungsseite: Wie steht der andere zu mir?
- Konzeptionelle Dimension: Modalität (Duktus) der Äußerung (Ausdrucksweise)
Verstehendes Zuhören
Hauptkomponenten des Zuhörens (Imhof 2004) Aufgaben zum grundlegenden Zuhören:
- Selbstregulation (Aufmerksamkeit lenken) Förderung der Konzentrationsfähigkeit, Höreindrücke präsent machen, Bewusstsein für keine „echte“ Stille
- Selektion (Infos filtern)
- Organisation (Sinn konstruieren) Aufgaben zum Hörverstehen:
- Integration (der Infos ins Vorwissen) - Hörstrategien einführen, Hörtext auf Tonträger, S denken sich in Kleingruppen zu ihrem Text pas-
sende Fragen mit Lösungen aus, S tauschen Texte untereinander aus und beantworten die Fragen ge-
Kompetenzstufenmodell für den Primarbereich (Vera) genseitig
1. Einzelinfos wiedererkennen - Widersprüche in einer Geschichte finden
2. Benachbarte Infos verknüpfen
3. Verstreute Infos als Ganzes verknüpfen Aufgaben zum schlechten Zuhören:
4. Zusammenhänge & Details erkennen Kleingruppen → ein Kind erzählt etwas, andere sollen besonders schlecht zuhören, Erfahrungsaustausch,
5. Aussagen beurteilen & begründen Umwandlung der Beobachtungen in Positivlisten