13 GE gA / Rahn IGS Langenhagen 18.9.2023
„Arbeiter! Arbeiterinnen!“
Streikaufruf der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands vom 16. Januar 1919:.
Arbeiter! Arbeiterinnen! -
Frauen werden explizit angesprochen
Ungeheuerliches geschieht seit Tagen in Berlin. Das Proletariat hat als unterdrückte
Klasse unter der Herrschaft der Bourgeoisie viel erlitten, namentlich unter dem
schändlichen Sozialistengesetz. Aber weder unter Wilhelm I. noch unter Wilhelm II.
5 hat so der weiße Schrecken gewütet wie jetzt.
Grausiges hat sich heute ereignet. Mit Entsetzen wendet sich jedes menschlich
fühlende Herz von den Gräueltaten dieses Tages ab. Ein grässlicher Meuchelmord ist
an Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg verübt worden. [...]
Arbeiter! Arbeiterinnen! -> wah .
10 Das, was man heute den Spartakisten und den Unabhängigen antut, kann morgen
euer Los sein. Auch ihr Arbeiter, die ihr euch zu der Partei der Rechtssozialisten zählt,
seid der Reaktion und der Militärkaste verdächtig. Der Hass des Bürgertums und der
Reaktion wird sich genauso gegen euch, eure Organisationen wie gegen die
Arbeiterschaft im Allgemeinen wenden.
15 In unglaublicher Verblendung lässt die Regierung Ebert, Scheidemann, Landsberg,
Noske, die sich immer noch eine sozialistische zu nennen wagt, ihre Söldner schalten
und walten. Sie bewaffnet die Offiziere und die Bürgersöhne gegen die Arbeiterschaft.
Erschießungen sind in Massen vorgekommen. Verhaftungen folgen auf Verhaftungen!
[.] Die Militärkaste, das Bürgertum und die Regierung müssen erkennen, dass ihr nicht
20 die Objekte ihrer Willkür, sondern die Träger der Gesellschaft, die Erhalter des
Wirtschaftslebens seid.
Darum Arbeiter und Arbeiterinnen!
Legt geschlossen die Arbeit nieder zum Protest gegen die Gewaltherrschaft!
Protestiert gegen das Verbleiben einer Regierung, deren Politik die Arbeiterklasse
25 gespalten und zum Brudermord geführt hat!
Protestiert gegen eine Regierung, die die Arbeiter entwaffnet und unaufgeklärte
Truppen, Offiziere und Studenten gegen die Arbeiter bewaffnet.
Protestiert gegen die Herrschaft der Soldaten-Anarchie!
Fordert die Demobilisierung des alten Heeres und die sofortige Entfernung der
30 Truppen aus Berlin.
Fort mit der Regierung Ebert-Scheidemann!
Es lebe die Einigkeit des Proletariats!
Zit. nach: Wolfgang Michalka/Gottfried Niedhart (Hg.), Deutsche Geschichte 1918-1933. Dokumente
zur Innen- und Außenpolitik, Frankfurt a. M.: Fischer Taschenbuch Verlag 1992, S. 47 ff.
Arbeite aus dem Streikaufruf die politische Anschauung der USPD heraus. -
Zeilenangaben
„Arbeiter! Arbeiterinnen!“
Streikaufruf der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands vom 16. Januar 1919:.
Arbeiter! Arbeiterinnen! -
Frauen werden explizit angesprochen
Ungeheuerliches geschieht seit Tagen in Berlin. Das Proletariat hat als unterdrückte
Klasse unter der Herrschaft der Bourgeoisie viel erlitten, namentlich unter dem
schändlichen Sozialistengesetz. Aber weder unter Wilhelm I. noch unter Wilhelm II.
5 hat so der weiße Schrecken gewütet wie jetzt.
Grausiges hat sich heute ereignet. Mit Entsetzen wendet sich jedes menschlich
fühlende Herz von den Gräueltaten dieses Tages ab. Ein grässlicher Meuchelmord ist
an Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg verübt worden. [...]
Arbeiter! Arbeiterinnen! -> wah .
10 Das, was man heute den Spartakisten und den Unabhängigen antut, kann morgen
euer Los sein. Auch ihr Arbeiter, die ihr euch zu der Partei der Rechtssozialisten zählt,
seid der Reaktion und der Militärkaste verdächtig. Der Hass des Bürgertums und der
Reaktion wird sich genauso gegen euch, eure Organisationen wie gegen die
Arbeiterschaft im Allgemeinen wenden.
15 In unglaublicher Verblendung lässt die Regierung Ebert, Scheidemann, Landsberg,
Noske, die sich immer noch eine sozialistische zu nennen wagt, ihre Söldner schalten
und walten. Sie bewaffnet die Offiziere und die Bürgersöhne gegen die Arbeiterschaft.
Erschießungen sind in Massen vorgekommen. Verhaftungen folgen auf Verhaftungen!
[.] Die Militärkaste, das Bürgertum und die Regierung müssen erkennen, dass ihr nicht
20 die Objekte ihrer Willkür, sondern die Träger der Gesellschaft, die Erhalter des
Wirtschaftslebens seid.
Darum Arbeiter und Arbeiterinnen!
Legt geschlossen die Arbeit nieder zum Protest gegen die Gewaltherrschaft!
Protestiert gegen das Verbleiben einer Regierung, deren Politik die Arbeiterklasse
25 gespalten und zum Brudermord geführt hat!
Protestiert gegen eine Regierung, die die Arbeiter entwaffnet und unaufgeklärte
Truppen, Offiziere und Studenten gegen die Arbeiter bewaffnet.
Protestiert gegen die Herrschaft der Soldaten-Anarchie!
Fordert die Demobilisierung des alten Heeres und die sofortige Entfernung der
30 Truppen aus Berlin.
Fort mit der Regierung Ebert-Scheidemann!
Es lebe die Einigkeit des Proletariats!
Zit. nach: Wolfgang Michalka/Gottfried Niedhart (Hg.), Deutsche Geschichte 1918-1933. Dokumente
zur Innen- und Außenpolitik, Frankfurt a. M.: Fischer Taschenbuch Verlag 1992, S. 47 ff.
Arbeite aus dem Streikaufruf die politische Anschauung der USPD heraus. -
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