THOENES, Joshua
FB2823GR814
Psychologie (B.Sc.) (8 Sem.) PO:04/21
Einsendeaufgabe
Entwicklungspsychologie III – Emotionale, soziale und moralische
Entwicklung
Aufgabe 1
Wie entwickelt sich die Emotion „Angst“ von der Geburt bis zum Ende des
Grundschulalters?
a) Zeichnen Sie die Entwicklung des Erlebens der diskreten Emotion anhand der
verschiedenen Entwicklungsmodelle nach.
Diskrete Emotionen entwickeln sich gemäß den Erkenntnissen der modernen
Entwicklungspsychologie nach den Vorgaben von drei zentralen Modellen. Diese sind das
Differenzierungsmodell, das Internalisierungsmodell und die Differential Emotions Theory.
Alle Modelle vereint, dass durch diese aufgezeigt wird, dass diskrete Emotionen nicht allein
durch biologische Reifung oder soziale Einflüsse entstehen, sondern dass dafür stets ein
wechselseitiges Zusammenspiel aus Genetik, sozialen Erfahrungen aus dem Lebensalltag
und kognitiven Prozessen notwendig ist.
Hinsichtlich der drei erwähnten Modelle stellt das Differenzierungsmodell Emotionen als
sich ständig entwickelnde Zustände und nicht als von Beginn an festgelegte Kategorien dar.
Emotionen entstehen also aus physischen Erregungszuständen und differenzieren sich erst
im Laufe der Entwicklung über soziale oder kognitive Erfahrungen zu spezifischen
emotionalen Richtungen. So zeigen zum Beispiel Säuglinge früh eine ungerichtete Erregung,
die sich erst später in diskrete Emotionen wie Angst oder Wut umwandelt. Der Aspekt
sozialer Erfahrung spielt auch für das Internalisierungsmodell eine große Rolle, welches
besagt, dass bestimmte Vorläuferemotionen durch darauf ausgerichtete Reaktionen von
Bezugspersonen sowie die eigene Emotionsregulation weiterentwickelt werden können.
Eltern spiegeln also zum Zustand des Kindes passende Emotionen wider woraus dieses
lernt diese Emotionen klar zu identifizieren und zu steuern. Die Differential Emotions Theory
betrachtet Emotionen als Zustände, die bereits zu Beginn des Lebens zu erkennen sind und
sich in zehn Basisemotionen wie Wut, Freude und Angst unterteilen. Diese Emotionen
lassen sich durch eine angeborene Fähigkeit, ohne es lernen zu müssen im Gesicht
darstellen und erkennen. Die Reifung dieser angeborenen, neuronalen Mechanismen stellt in
Verbindung mit sozialer Interaktion die Entwicklung weiterer Emotionen dar.
Seite1 PFH-Private Hochschule Göttingen 19.03.2025
, THOENES, Joshua
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Psychologie (B.Sc.) (8 Sem.) PO:04/21
b) Wie könnten die Reaktionen auf eine plötzlich auftauchende Schlange im Alter
von 4 Monaten, 7 Jahren und 14 Jahren aussehen und wie erklären sich die
Unterschiede?
Es ist erwiesen, dass schon ein vier Monate altes Baby bereits über grundlegende
Emotionen verfügt, die sich reflexartig äußern können und sich unter dem Begriff der Angst
zusammenfassen lassen, auch wenn das eigentliche übergeordnete System dazu noch nicht
vollends ausgeprägt ist. Die Reaktion eines vier Monate alten Babys ist daher vermutlich von
reflexartigem, konfliktvermeidendem Handeln geprägt. Der Säugling würde also
zurückschrecken oder erstarren, auch wenn er noch nicht bewusst erkannt hat, dass die
Schlange gefährlich sein kann. Das siebenjährige Kind hingegen weiß aus seiner Umwelt
oder sozialen Erfahrungen bereits, was Gefahren sein können, und kann sie
dementsprechend besser einschätzen, sein Angstsystem ist also bereits so weit entwickelt,
dass seine Reaktion teils reflexartig teils bewusst aus Furcht stattfindet. Man kann davon
ausgehen, dass das Kind neben dem sofortigen Zurückschrecken und Gewinnen von
Abstand schnell weiteren Schutz suchen wird, höchstwahrscheinlich durch die Nähe der
Bindungspersonen. Zu guter Letzt könnte man bei einem 14-jährigen älteren Kind oder
Jugendlichen höchstwahrscheinlich bereits erkennen, dass hier deutlich klarer zwischen
begründeter oder unbegründeter Angst und tatsächlicher Gefahr unterschieden werden kann
als dies bei den vorrangegangenen Altersstufen der Fall ist. Zwar werden sich die ersten
instinktiven Reflexreaktionen auch in der Regel weiter einstellen, jedoch könnte es abhängig
von weiteren Einflussfaktoren auch sehr frühzeitig nach dem Auftreten der Schlange dazu
kommen, dass die Situation primär rational bewertet wird bevor weiter überstürzt oder
schreckhaft gehandelt wird, um die Situation gegebenenfalls nicht sogar noch zu
verschlimmern. Anders als bei den vorherigen Altersstufen kann es hier sogar dazu
kommen, dass der Jugendliche von sich selbst dazu verleitet wird seine eigene Angst zu
unterdrücken, um sich furchtloser zu präsentieren oder andere zu schützen. Dieses
Verhalten basiert dabei zunehmend auf der sozialen Bewertung der Situation im Rahmen der
persönlichen emotionalen Entwicklung.
Die unterschiedlichen Reaktionen der verschiedenen Altersstufen auf eine Schlange
lassen sich durch eine mehr oder weniger weit vorangeschrittene Entwicklung der Kinder in
der emotionalen Verarbeitung und Regulation sowie der kognitiven Reifung und den bisher
erlebten sozialen Erfahrungen erklären. Des Weiteren ist im Säuglingsalter eine Reaktion
noch in erster Linie durch Reflexe bestimmt wohingegen bei älteren Kindern und
Jugendlichen allgemeine Lernprozesse auch in der Bewertung und dem Umgang mit Angst
auslösenden Reizen eine Rolle spielen.
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Entwicklungspsychologie III – Emotionale, soziale und moralische
Entwicklung
Aufgabe 1
Wie entwickelt sich die Emotion „Angst“ von der Geburt bis zum Ende des
Grundschulalters?
a) Zeichnen Sie die Entwicklung des Erlebens der diskreten Emotion anhand der
verschiedenen Entwicklungsmodelle nach.
Diskrete Emotionen entwickeln sich gemäß den Erkenntnissen der modernen
Entwicklungspsychologie nach den Vorgaben von drei zentralen Modellen. Diese sind das
Differenzierungsmodell, das Internalisierungsmodell und die Differential Emotions Theory.
Alle Modelle vereint, dass durch diese aufgezeigt wird, dass diskrete Emotionen nicht allein
durch biologische Reifung oder soziale Einflüsse entstehen, sondern dass dafür stets ein
wechselseitiges Zusammenspiel aus Genetik, sozialen Erfahrungen aus dem Lebensalltag
und kognitiven Prozessen notwendig ist.
Hinsichtlich der drei erwähnten Modelle stellt das Differenzierungsmodell Emotionen als
sich ständig entwickelnde Zustände und nicht als von Beginn an festgelegte Kategorien dar.
Emotionen entstehen also aus physischen Erregungszuständen und differenzieren sich erst
im Laufe der Entwicklung über soziale oder kognitive Erfahrungen zu spezifischen
emotionalen Richtungen. So zeigen zum Beispiel Säuglinge früh eine ungerichtete Erregung,
die sich erst später in diskrete Emotionen wie Angst oder Wut umwandelt. Der Aspekt
sozialer Erfahrung spielt auch für das Internalisierungsmodell eine große Rolle, welches
besagt, dass bestimmte Vorläuferemotionen durch darauf ausgerichtete Reaktionen von
Bezugspersonen sowie die eigene Emotionsregulation weiterentwickelt werden können.
Eltern spiegeln also zum Zustand des Kindes passende Emotionen wider woraus dieses
lernt diese Emotionen klar zu identifizieren und zu steuern. Die Differential Emotions Theory
betrachtet Emotionen als Zustände, die bereits zu Beginn des Lebens zu erkennen sind und
sich in zehn Basisemotionen wie Wut, Freude und Angst unterteilen. Diese Emotionen
lassen sich durch eine angeborene Fähigkeit, ohne es lernen zu müssen im Gesicht
darstellen und erkennen. Die Reifung dieser angeborenen, neuronalen Mechanismen stellt in
Verbindung mit sozialer Interaktion die Entwicklung weiterer Emotionen dar.
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b) Wie könnten die Reaktionen auf eine plötzlich auftauchende Schlange im Alter
von 4 Monaten, 7 Jahren und 14 Jahren aussehen und wie erklären sich die
Unterschiede?
Es ist erwiesen, dass schon ein vier Monate altes Baby bereits über grundlegende
Emotionen verfügt, die sich reflexartig äußern können und sich unter dem Begriff der Angst
zusammenfassen lassen, auch wenn das eigentliche übergeordnete System dazu noch nicht
vollends ausgeprägt ist. Die Reaktion eines vier Monate alten Babys ist daher vermutlich von
reflexartigem, konfliktvermeidendem Handeln geprägt. Der Säugling würde also
zurückschrecken oder erstarren, auch wenn er noch nicht bewusst erkannt hat, dass die
Schlange gefährlich sein kann. Das siebenjährige Kind hingegen weiß aus seiner Umwelt
oder sozialen Erfahrungen bereits, was Gefahren sein können, und kann sie
dementsprechend besser einschätzen, sein Angstsystem ist also bereits so weit entwickelt,
dass seine Reaktion teils reflexartig teils bewusst aus Furcht stattfindet. Man kann davon
ausgehen, dass das Kind neben dem sofortigen Zurückschrecken und Gewinnen von
Abstand schnell weiteren Schutz suchen wird, höchstwahrscheinlich durch die Nähe der
Bindungspersonen. Zu guter Letzt könnte man bei einem 14-jährigen älteren Kind oder
Jugendlichen höchstwahrscheinlich bereits erkennen, dass hier deutlich klarer zwischen
begründeter oder unbegründeter Angst und tatsächlicher Gefahr unterschieden werden kann
als dies bei den vorrangegangenen Altersstufen der Fall ist. Zwar werden sich die ersten
instinktiven Reflexreaktionen auch in der Regel weiter einstellen, jedoch könnte es abhängig
von weiteren Einflussfaktoren auch sehr frühzeitig nach dem Auftreten der Schlange dazu
kommen, dass die Situation primär rational bewertet wird bevor weiter überstürzt oder
schreckhaft gehandelt wird, um die Situation gegebenenfalls nicht sogar noch zu
verschlimmern. Anders als bei den vorherigen Altersstufen kann es hier sogar dazu
kommen, dass der Jugendliche von sich selbst dazu verleitet wird seine eigene Angst zu
unterdrücken, um sich furchtloser zu präsentieren oder andere zu schützen. Dieses
Verhalten basiert dabei zunehmend auf der sozialen Bewertung der Situation im Rahmen der
persönlichen emotionalen Entwicklung.
Die unterschiedlichen Reaktionen der verschiedenen Altersstufen auf eine Schlange
lassen sich durch eine mehr oder weniger weit vorangeschrittene Entwicklung der Kinder in
der emotionalen Verarbeitung und Regulation sowie der kognitiven Reifung und den bisher
erlebten sozialen Erfahrungen erklären. Des Weiteren ist im Säuglingsalter eine Reaktion
noch in erster Linie durch Reflexe bestimmt wohingegen bei älteren Kindern und
Jugendlichen allgemeine Lernprozesse auch in der Bewertung und dem Umgang mit Angst
auslösenden Reizen eine Rolle spielen.
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