= schneller, tiefgreifender Umbruch in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft und Technik
≠ Reform (planmäßiger, friedlicher Wandel)
„Doppelrevolution“
-> „Schlüsselelement“ der Modernisierung (Aber: Begriff umstritten -> kein direkter Zusammenhang)
Politische Revolution (USA, Frankreich)
• Auflösung der Ständegesellschaft (Abschaffung der Privilegien für Adel & Klerus)
• Volkssouveränität statt Absolutismus & Gottesgnadentum (Herrschaftslegitimation nicht mehr durch Gott sondern Wahlen)
• Interesse an politischer Mitbestimmung
• Forderung nach unveräußerlichen Menschen- und Bürgerrechten (Ziel = liberale Gesellschaft mit Verfassung)
• Individuum ist: selbstbestimmt, rational, eigenverantwortlich
Industrielle Revolution (England)
• Wandel von Agrar- zu Industriegesellschaft (sekundär / tertiär Sektor wachsen auf Kosten von primär Sektor)
• Übergang zum modernen Industriekapitalismus (Gewinnsteigerung und Kapitalvermehrung als Ziel)
• Technische Innovationen steigern Produktivität der Arbeitskraft (Dampfmaschine, mechanischer Webstuhl)
• Arbeitsteilung = Spezialisierung
• Massenproduktion (Güter = billiger, bessere Versorgung der Bevölkerung)
Agrarrevolution
• Methoden zur Steigerung des landwirtschaftlichen Ertrags
-> Fruchtwechsel, Maschinen, Düngemittel, kontrollierte Zucht
• Folgen:
- Bevölkerungswachstum (bessere Versorgung)
- Freisetzung von Arbeitskräften
Verkehrsrevolution
• Erfindung von Eisenbahn & Dampfschiff
• Folgen:
- schnellerer, günstigerer Transport (von Personen und Gütern)
- Erschließung neuer Märkte (national, international)
- Mobilität von Menschen nimmt zu (Migration, Pendeln, Tourismus)
Kommunikationsrevolution
• Erfindung von Telegraf & Telefon
• Folgen:
- schnelle, einfache Kommunikation (auch über weite Distanzen)
- Stärkung globaler Vernetzung (Börsen, Politik, Handel)
, Modernisierung
= globaler Wandlungsprozess um 1800 mit grundlegenden Umstrukturierungen in Wirtschaft, Politik, Gesellschaft & Kultur
Industrialisierung
= tiefgreifender sektoraler Wandel von einer agrarisch geprägten Gesellschaft, hin zu einer Industriegesellschaft
Industrialisierung oder Industrielle Revolution?
Industrialisierung = langfristiger, kontinuierlicher Prozess wirtschaftlicher & gesellschaftlicher Veränderungen
Industrielle Revolution = schneller, radikaler Wandel in Wirtschaft, Gesellschaft, Technik
Revolution - Pro Revolution - Con
- radikaler gesellschaftlicher Strukturbruch (Alltag / Arbeit) - langfristiger Prozess (über Jahrzehnte - bis heute)
- mehrere Take-off-Phasen (explosionsartiges Wachstum) - regionale Unterschiede (England früher als Deutschland)
- starke Auswirkungen auf Denkweisen & Mentalitäten - Branchenabhängigkeit (Textil früher als Chemie & Elektro)
Phasen der Industrialisierung
I. Frühindustrialisierung
Vorbereitungsphase der Industrialisierung
- Abbau wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Hindernisse (z.B. Abschaffung der Leibeigenschaft, Zollabbau, Agrarreform)
- Beginn des sektoralen Wandels (Übergang vom primären zu sekundären Sektor)
II. Take-off-Phase
Durchbruch und Expansion der Industrialisierung
- Produktionssteigerung durch Fabriksystem (Zentralisierung, Arbeitsteilung, Mechanisierung)
- Schrittmacherindustrien treiben Entwicklung voran (England = Textil; Deutschland = Kohle / Stahl)
- Ausbau von Infrastruktur (Eisenbahnnetz, Häfen, Straßennetz)
- zunehmende Landflucht & Verstädterung
- Beginn eines selbsterhaltenden Wachstumsprozesses (Investitionen -> Gewinne -> neue Investitionen = Wachstumskreislauf)
III. Hochindustrialisierung
Vollendete Etablierung der Industrialisierung
- Neue Schrittmacherindustrien (Elektrotechnik, Chemie)
- Enge Verbindung von Wissenschaft & Technik (staatlich / unternehmisch geförderte Forschung)
- Modernisierung des Alltags (Straßenbahnen, Telegrafen, Schreibmaschinen)
- Entstehung multinationaler Konzerne
- Globalisierung des Handels (einheitliche Maße, Zeitzonen, Währungen)
, Industrialisierung - England
• Beginn: ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts
• England als europa- und weltweiter Vorreiter im Industrialisierungsprozess -> „Pionierland“
• Vorteil durch günstige Voraussetzungen und Rahmenbedingungen
Voraussetzungen / Rahmenbedingungen
Wirtschaftliche Voraussetzungen
• Rohstoffaufkommen
- Im Mutterland England (z.B. Steinkohle, Eisen, Holz -> Basis für Entwicklung der Schwerindustrie)
- Rohstoffe aus Kolonien (z.B. Edelmetalle, Baumwolle, Farbstoff Indigo)
• Einheitlicher Wirtschaftsraum
- Binnenmarkt (keine Binnenzölle, keine unterschiedlichen Maße und Währungen)
- Freier Warenverkehr (schneller, kostengünstiger Transport von Rohstoffen, Arbeitskräften und Produkten)
• Kapitalverfügbarkeit
- Hohe Kapitalreserven aus Welthandel und Kolonien (ermöglichte Investitionen in Fabriken, Maschinen, neue Technologien)
- Leistungsfähiges Bank- und Kreditsystem (einfache Kreditvergabe -> Unternehmer können schnell gründen & expandieren)
• Internationale Handelsmacht
- Kolonien als Rohstofflieferanten und Absatzmärkte
- starke Handelsflotte & freie Seewege -> globale Vernetzung
• Agrarrevolution
- Ertragssteigerungen durch neue Methoden (Düngemittel, Maschinen, Viehzucht, Fruchtwechsel statt Dreifelderwirtschaft)
- Konzentration von Nutzflächen („Enclosure-Bewegung“ -> Privatisierung von Gemeindeland -> gewinnorientierte Landwirtschaft)
- Freigesetzte Arbeitskraft für sekundären Sektor (Abwanderung in Städte = Landflucht)
• Wirtschaftsliberalismus
- Ideen von Adam Smith: Freier Wettbewerb, Selbstregulierter Markt & Preisentwicklung durch Angebot-Nachfrage Prinzip
- Fördert Arbeitsteilung, Konkurrenz, Spezialisierung, Innovation (Verbraucher profitieren -> bessere Qualität, günstigere Preise)
- Staat agiert als „Nachtwächterstaat (übernimmt passive Rolle -> Schaffung von Rahmenbedingungen z.B. Gewerbefreiheit, Eigentum)
• Wirtschaftspolitik
- Freihandel, Investitionsfreiheit, geringe Regulierung -> „Laissez-faire-Prinzip“
- Niedrige Exportzölle, hohe Importzölle (Schutz der heimischen Industrie vor ausländischer Konkurrenz )
- Freiheit für Unternehmer -> niedrige Steuern und kaum gesetzliche Auflagen (z.B. keine Arbeitsschtuzgesetze)
- Unternehmerinteressen im Parlament vertreten (Großgrundbesitzer, Fabrikanten, Kaufleute)