Spracherwerbsmodelle
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Spracherwerbsmodelle
Definition
Spracherwerbsmodelle sind Theorien, die erklären, wie Menschen Sprache erwerben. Sie
beschäftigen sich mit der Frage, ob Sprache angeboren ist oder durch Umwelt und Lernen
entwickelt wird.
Unterscheidung zwischen Erstspracherwerb und Zweitspracherwerb
• Erstspracherwerb: Erwerb der Muttersprache im frühen Kindesalter.
• Zweitspracherwerb: Erwerb einer weiteren Sprache nach dem Erwerb der
Muttersprache.
Theorien des Spracherwerbs
1. Nativismus (Noam Chomsky)
a. Annahme: Sprache ist angeboren, Menschen besitzen eine
Universalgrammatik.
b. Kinder erwerben Sprache durch die Aktivierung eines genetisch verankerten
Sprachmoduls.
c. Unterstützt durch die Fähigkeit, neue grammatische Strukturen ohne
explizite Anleitung zu lernen.
d. Kritisiert, weil Umwelteinflüsse und soziale Interaktion unterschätzt werden.
, 2. Behaviorismus (B.F. Skinner)
a. Sprache wird durch Imitation, Konditionierung und Verstärkung erworben.
b. Eltern und Bezugspersonen belohnen korrektes Sprachverhalten, wodurch es
verstärkt wird.
c. Kritik: Unzureichend zur Erklärung der schnellen und kreativen
Sprachentwicklung von Kindern.
3. Kognitivismus (Jean Piaget)
a. Spracherwerb als Teil der kognitiven Entwicklung.
b. Sprache entwickelt sich parallel zur allgemeinen Denkentwicklung.
c. Erst wenn bestimmte Denkprozesse ausgebildet sind, kann das Kind
komplexe sprachliche Strukturen verstehen und nutzen.
d. Kritik: Unterschätzt die Rolle sozialer Interaktion und Kommunikation.
4. Interaktionismus (Jerome Bruner)
a. Sprache wird durch soziale Interaktion erlernt.
b. Bedeutung von Mutter-Kind-Interaktion und sprachlichen Rückmeldungen.
c. Kritik: Erklärt nicht, warum Kinder trotz unterschiedlicher Umwelteinflüsse
ähnliche grammatische Strukturen erlernen.
5. Konnektionismus
a. Sprache wird durch neuronale Netzwerke und Mustererkennung erworben.
b. Kinder lernen durch statistische Wahrscheinlichkeiten, welche Wörter und
Strukturen häufig zusammen auftreten.
c. Modelliert Spracherwerb als kontinuierlichen Lernprozess, basierend auf
Erfahrungen und Mustern.
d. Kritik: Kann nicht alle sprachlichen Kreativleistungen erklären.
Phasen des Spracherwerbs
1. Vorstufe (0-6 Monate)
a. Schreien, erste Laute (Gurren, Lallen).
b. Reaktion auf Stimmen und Sprachmelodie.
2. Lallphase (6-12 Monate)
a. Babbeln mit wiederholten Silben („da-da“, „ba-ba“).