Entwicklung des mathematischen Denkens Merkmale guten Mathematikunterrichts (PIK AS)
Drei Phasen der Entwicklung mathematischen Denkens (Piaget): Fachliche und didaktische Gestaltung
1. Voroperatives Denken (ca. Schulanfang): Denken stark an Handlungen - Ergiebige Aufgaben: tragfähige Alltagsbezüge, problembezogenes Den-
und Anschauungsgrundlagen gebunden, bildliche Darstellung, kindge- ken, entdeckendes Lernen, sachlogisch aufbauend, sinnstiftend-motivier.
mäße Versprachlichung, kaum koordinierbar - Anforderungsniveau passt zum Leistungsvermögen: sinnvoll did. Redu-
2. Operatives Denken (ca. 2.-4. Klasse): Vorstellungen sind vorwegnehmbar, ziert, Eigenaktivität bzw. Kooperation, Berücksichtigung von Vorerfahrun-
Rückkehr zum Ausgangspunkt möglich (Reversibilität), verschiedene An- gen + Bedürfnissen + Interessen der Kinder
ordnung (Assoziation), Abstraktionen müssen noch behutsam erfolgen → - Gestaltung passt zu Inhalt und Zielen: inhalts- und prozessbez. K., transpa-
Anschauung noch dringend erforderlich rente Erwartungen, Anleitung zu Selbstreflexion, Bewusstmachung von
3. Formales Denken (ab Pubertät): logische Schlüsse ohne Rückgriff auf Re- Lernstrategien, intelligentes Üben
alitätsgrundlagen, weitgehend inhaltsfreie Symbole - Adäquate Medien: sach- und kindgerecht, verständlich und zielführend ein-
gesetzt, Anschaulichkeit, freies Bereitstellen
➔ Phasen bedingen sich gegenseitig, überlappen und überschneiden sich - Lernzuwachs: math. Verständnis , langfristiges Lernen (Kontinuität, Spi-
➔ Inneres Beziehungsgeflecht (spiralförmig) ralprinzip), Festigung und Flexibilisierung, Förderung des fach. Repertoirs
- Förderung der Selbstständigkeit: Planvolles Arbeiten, Methodenkompe-
tenz, Hilfe zur Selbsthilfe, Selbstkontrolle, offene Lernformen
Der Abstraktionsprozess - Strukturierte PA und GA: funktionale + zweckvolle Rollen, strukturierte
Kommunikation über Gedanken, Lösungswege und Ergebnisse
- Strukturierte Arbeit im Plenum: Ergebnisse und Gliederung werden kennt-
Stufen des Abstraktionsprozesses:
lich gemacht, breite Schülerbeteiligung, fachliche Interaktion
1. Bedeutung der Versprachlichung: zieht sich durch gesamten Prozess
2. Repräsentationsarten (Bruner)
Lernumgebung und Lernatmosphäre:
- Drei Arten: enaktiv (handelnd), ikonisch (bildhaft), sprachl.-symb.
- Vorbereitete Lernumgebung: Lernraum fördert Lernbereitschaft, Schüler
- Förderung des Transfers zwischen den Repräsentationsstufen zur Ver-
führen geordnete Unterlagen
besserung der kognitiven Qualität
- Intensive Nutzung der Lernzeit: Kein Zeitverlust, konzentriertes und auf-
- Variative und situativ angemessene Anwendung der Darstellungen
gabenorientiertes Arbeiten, LK unterstützt Prozesse individuell fördernd,
3. Bedeutung der mathematischen Begriffe: Begriffsbildung immer vom
angemessene Rhythmisierung, passender Zeitrahmen
konkreten Tun aus, Kennzeichnen die Verinnerlichung realer Handlungen
- Positives pädagogisches Klima: Gegenseitige Wertschätzung, persönlich-
keitsfördernder U, lernförderliche Rückmeldungen, Fehler als Lernchance
Merkmale mathematischer Denkweisen
(Stärkenorientierung)
- Komposition: Verknüpfung v. Handlungen zur schnelleren Lösung
- Assoziativität: Variable Anordnung v. Operationen (beweg. Denken)
➔ Zusammenfassung: fachliche Qualität, Bedürfnisse der Kinder, Qualität
- Reversibilität: Umkehrung einer Operation
des Lernens, päd. Organisation, Lern- und Leistungsfortschritt
, Mathematikunterricht in der Grundschule M
Prozessbezogene Kompetenzen im Matheunterricht Umsetzungsmöglichkeiten der neuen Lernbegriffe
1. Probleme lösen: - Aktiv-entdeckendes Lernen: Phänomene und Lösungswege auf Basis der Vorerfahrungen
Lösungsstrategien entwickeln und nutzen, Zusammen- selbst erforschen, Fehler und Umwege gehören zum Lernen → konstruktiv einbeziehen
hänge erkennen und übertragen, Anwendung math. Kennt- - Interaktives Lernen: Lösung der Aufgabe durch Zusammenarbeit mehrerer Schüler, Lösungen
nisse bei problemhaltigen Aufgaben auf unterschiedlichen Niveaus, Einsatz unterschiedlicher Fähigkeiten; Aktiv-entdeckende,
2. Kommunizieren: komplexe Aufgaben mit mehreren Lösungen (sonst wenig reizvoll)
Vorgehen + Lösungswege beschreiben, Fachbegriffe und - Kumulatives Lernen: Lernfortschritt durch immer wiederkehrende Aktivierung ihrer Lernver-
Zeichen sachgerecht verwenden, Absprachen einhalten gangenheit, Spiralförmige Anordnung der Lerninhalte, Lernstrategien und Lerntechniken
3. Argumentieren:
- Konstruktives Lernen: fortlaufendes Knüpfen und Umstrukturieren eines flexiblen Netzes aus
Aussagen hinterfragen und auf Korrektheit prüfen, Vermu-
Wissenselementen durch die Lernenden selbst (Hefendehl-Hebeker), individuelle Lernwege,
tungen, Begründungen suchen + nachvollziehen
Lernen durch Verstehen, produktive Auseinandersetzung mit Fehlern
4. Modellieren:
Probleme in Sprache der Mathematik übersetzen, bildliche - Selbstreguliertes Lernen: eigenen Lernfortschritt bewusst wahrnehmen, und überwachen, Re-
Darstellungen formulieren, Infos entnehmen flexion über den eigenen Lernprozess, Metakognition
5. Darstellungen verwenden:
Darstellungen entwickeln, auswählen, übertragen, nutzen, Konsequenzen des intermodalen Transfers für den Mathematikunterricht (Aebli)
vergleichen, bewerten
Phase des Handelns mit konkretem Material (enaktive Ebene):
Der intermodale Transfer (Bruner) Einführung jeder Rechenoperation aufbauend mit Alltagsgegenständen oder schulischen Veranschau-
lichungsmitteln; nicht nur motorische Ausführung; Matheverständnis in Mengen/Handlungen, nicht
nur Zeichen auf dem Papier
- „E-I-S-Schema“: Wissensrepräsentation auf enaktiver, iko-
nischer und symbolischer Ebene möglich Phase der bildhaften Darstellung (ikonische Ebene)
- Entwicklung im Laufe der ersten Lebensjahre, flexibler Zu- Gedankliche Umwandlung der Darstellung in visuelle Vorstellung; Handlungen werden durch Abbil-
griff für Erwachsene dungen ersetzt (abstrakte, zweidimensionale, statische Darstellungen)
- Übergang zwischen den Ebenen = intermodaler Transfer
- Flexible Übertragung eines mathematischen Inhalts zwi- Phase der symbolischen Darstellung (symbolische Ebene):
schen den einzelnen Phasen Verwendung einer symbolischen Darstellung in Verknüpfung mit Handlung, sonst bleiben Zif-
- Vorbeugung von Rechenproblemen durch Transfer fern/Symbole nur beliebige Zeichen, die sich irgendwie nach bestimmten Regeln verändern
- LehrplanPLUS: Flexibles Ineinanderüberführen der ver-
schiedenen Darstellungsebenen trägt zu verständnisorien- Phase der Automatisierung:
tiertem Lernen bei Intensives Üben und Anwenden mit dem Ziel der Entlastung des KZG, Rechenstrategien